Anonym

Anonym an Ernst Haeckel, Bukarest, 12. Oktober 1910

Mittwoch!

Bucarest.

12.10/10.

Sehr geehrter Herr Professor!

Ich lese mit großem Bedauern im Zeitgeist vom 10. October Ihren Artikel „Psyche“, und erlaube mir gütigst folgendes zu antworten. Ja würden die Menschen alle an die „Unbefleckte Empfängnis“ glauben, so wäre die heutige Menschheit nicht so gottlos treulos und lieblos geworden – auch gäbe es nicht so viele Narren auf der Welt und auch nicht so viele sündige Menschen, die allen bösen Lastern huldigen nur nicht der „Unbefleckten Empfängnis“ Kinder. Ich kenne viele Menschen die zwar keine römischen Päpste sind aber mit sehr vielem Nachdruck Ihre irrigen Ansicht welche Menschen verderbend – weit in die Welt hinaus schicken wodurch unschuldige dann leiden müssen – – – und doch || halten sich diese Art Menschen für unfehlbar. – Obwohl Sie keine römischen Päpste sind. Welche ja nur der Wahrheit huldigen durch die Verehrung der „Unbefleckten Empfängnis“ denn Sie ist Gottlob und Dank unfehlbar. O bitte glauben auch Sie Herr Professor dieser Heilige Wahrheit da selbe [?] Göttlich ist! Ihre aber nur menschlicher Irrtum und verführt zur Fehlbarkeit und Sünde! –

T. S. E.

Mit Gott! |

Wohlgb. Herrn

Professor Dr.

Ernst Häckel

Jena

Professor an der Universität.

 

Letter metadata

Gattung
Verfasser
Empfänger
Datierung
12.10.1910
Entstehungsort
Entstehungsland
Zielort
Jena
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 9476
ID
9476