Ernst Haeckel an Otto Zimmermann, Jena, 25. Oktober 1877
Jena 25 October 77
Lieber Herr Zimmermann!
Von einer Reise nach Italien und einem daran sich anschließenden Ausfluge nach Berlin so eben zurückgekehrt, kann ich Ihren Brief erst heute beantworten. Was Ihre freundliche Aufforderung betrifft, im Bildungs-Vereine zu Mühlhausen im nächsten März einen Vortrag zu halten, so muß ich leider bedauern, derselben keine Folge leisten zu können. ||
Ich habe schon in mehreren Rheinischen Städten früher einen Vortrag zugesagt, und dadurch ist der Theil der Oster-Ferienzeit, den ich für diese Reise ausgesetzt hatte, vollkommen besetzt. Den übrigen Theil der Ferien muß ich für eine weitere Reise verwenden. Wollen Sie dem Vorstande des Bildungs-Vereins meinen Dank für seine freundliche Aufforderung und mein Bedauern ausdrücken, nicht kommen zu können. ||
Daß Sie mit dem paedagogisch-ethischen Theile meiner Münchener Rede einverstanden sind, freut mich sehr; ich halte diesen Gegenstand für eben so fruchtbar als wichtig, und hoffe, daß Sie selbst reiche Früchte auf diesem Gebiete ernten werden.
– Ich werde mich in den nächsten Jahren größtentheils mit den Radiolarien des „Challenger“ beschäftigen, ein colossales und sehr interessantes Material.Mit freundlichen Grüßen an Sie und Ihren lieben Vater
Ihr treu ergebener
Ernst Haeckel