Ludwig Knorr (Dekan) an die philosophische Fakultät der Universität Jena, Jena, 27. Mai 1895
Senior venerande!
Assessores gravissimi!
Herr Johannes Unbehaun aus Gotha
bewirbt sich um die Promotion.
Die vorgeschriebenen Bedingungen sind erfüllt.
Die vorgelegte Abhandlung
Versuch einer philosophischen Selektionstheorie
ersuche ich Hrn. Collegen Haeckel
gefälligst beurtheilen und auf ihre Druckwürdigkeit prüfen zu wollen.
Hochachtungsvoll
Jena
den 27. Mai 189 5
L. Knorr
d. Z. Decan.
Prüfungsfächer:
Hauptfach:Zoologie,
erstes Nebenfach:Philosophie
zweites Nebenfach:Botanik ||
Hochgeehrter Herr Decan!
Der Verfasser der vorgelegten umfangreichen Arbeit, der mir seit sieben Jahren als ein sehr strebsamer und denkender junger Naturforscher bekannt ist, hat auf deren Ausarbeitung zwei Jahre verwendet, nachdem er vier Jahre (von Ostern 1889‒1893) dem Studium der Naturwissenschaften, und speciell der Zoologie gewidmet hatte. Nach Vollendung derselben (im Mai 1895) hat er das letzte Jahr ganz der practischen Arbeit im hiesigen zoologischen Laboratorium gewidmet. Die Arbeit behandelt in sehr gründlicher und umsichtiger Weise die philosophische Begründung der Selections-Theorie, wobei der Verfasser sowohl in der kritischen und historischen Beleuchtung des Darwinismus, als in dessen Förderung durch eigene Ideen besseres Urtheil und gründlichere Kenntnisse zeigt, als manche namhafte Schriftsteller, die gegenwärtig diese Frage behandeln. Die Abhandlung, welche der Verfasser erweitert als Buch herauszugeben gedenkt, ist durchaus druckwürdig; ich würde empfehlen, als Dissertation nur einen Theil drucken zu lassen; der andere (mathematische) Theil könnte wegbleiben oder als Anhang des Buches erscheinen.
Hochachtungsvoll
E. Haeckel
Demnach für ZulassungDelbrück
- Hirzel
- Goetz
- Desgl. Stahl
- V. Michels
- Knorr
- Pierstorff
- Linck
- Liebmann
- Cloetta
- v. d. Goltz
- Gelzer
- Eucken
- Thomae