Schaxel, Julius

Julius Schaxel an Ernst Haeckel, Jena, 14. Juni 1909

Jena, den 14ten Juni 1909.

Hochverehrter Herr Geheimrat!

Gelegentlich meines Besuches bei Geheimrat Richard Hertwig in München vor einigen Tagen erkundigte sich Hertwig, der gerüchteweise von den Vorfällen mit Plate gehört hatte, genauer nach dem Stand der Dinge. Ich hielt es für das Beste ihm ohne Animosität zu erzählen, was vorgefallen war (d. h. eben soviel ich von Ihnen und von Plate selbst darüber gehört habe). Richard Hertwig ist sehr entrüstet über Plate und möchte sich an ihn selbst wegen der Angelegenheit || wenden. Ich bat ihn aber es zu unterlassen, da ich doch nicht als Zwischenträger a erscheinen darf ohne meine Stellung hier in Jena überhaupt zu gefährden. Er wollte nun Ihre Adresse haben, um von Ihnen selbst unterrichtet zu werden und so freie Hand zu haben. Ihre Schweizer Adresse war mir aber unbekannt.

Ich glaube nun es wird am besten sein, wenn Sie Hertwig bei Ihren Aufenthalt in München || aufsuchen (möglichst bald, da er dann nach Cambridge reist). Daher habe ich Ihnen meinen Auftrag auf die Weise mitgeteilt. Hier in Jena ist alles beim alten.

Meine Arbeit ist bereits genehmigt und das Examen wird zwischen dem 5ten und 12ten Juli sein.

Mit den ergebensten Grüßen

Ihr treuer Schüler

Julius Schaxel

P.S.

Ich möchte noch hinzufügen, daß ich || mit Hertwig über diese leidigen Dinge natürlich nur deshalb gesprochen habe, weil er mich danach gefragt hat und daß ich mich mit diesen Brief lediglich eines Auftrags entledigen möchte; denn ich wünsche nichts weniger als den häßlichen Streit weiterzuschüren und kann an nichts weniger Interesse haben als selbst in die unangenehme Affäre (gerade vor dem Examen!)b hineingezogen zu werden – worin Sie mir wohl Recht geben werden.

a gestr.: zu; b eingef.: (gerade vor dem Examen!)

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
14.06.1909
Entstehungsort
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 46878
ID
46878