Crompton, Elli von

Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Grunewald, 8. November 1913.

Berlin-Grunewald, Charlottenbrunnerstr. 4

8. Nov. 1913.

Hochverehrte Excellenz,

vor allen Dingen möchte ich Sie, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, bitten, mir nicht böse zu sein, daß ich solange nichts von mir hören ließ und Ihnen noch garnicht gedankt habe für Ihre lieben, letzten Zeilen, die ich schon vor langer Zeit erhielt. Aber ich bin ein paar Wochen krank gewesena und habe mich noch immer nicht recht erholen können von den Folgen der Influenza. ||

Nun hoffe ich sehr, daß es Ihnen, lieber, guter Herr Geheimrat, in der Zwischenzeit gut gegangen ist, ebenso Ihrer hochverehrten Frau Gemahlin; sich der Winter für Sie Beide besser angelassen hat. Hoffentlich haben Sie viel Freude von dem Besuch Ihres Herrn Sohns gehabt und ist währenddessen die Ordnung im Phyletischen Museum’s [!] gut vorwärtsgeschritten.

Von ganzem Herzen danke ich Ihnen aber, lieber, guter Herr Geheimrat, für die große Freude, die Sie mir durch Übersendung (durch Vita, Deutsches Verlagshaus) der „Leuchtenden Stunden“ bereitet haben. Das schöne Werk mit seinen vielen, prächtigen Reproduktionen || entzückt mich sehr, und wird es sicher wieder unzählig viele, neue Bewunderer Ihrer Kunst und Ihres reiches Wissen’s werben. Recht, recht innigen, aufrichtigsten Dank! Aber, lieber, guter Herr Geheimrat, wollen Sie nicht noch eine zweite Geburtstagsgabe folgen lassen? Ein kleines Bändchen mit ihren ältesten Reiseskizzen und Ihren ersten Aquarellen, resp. Zeichnungen (ich denke dabei speziell an die entzückenden, kleinen Skizzenbücheren [!], worin Sie zuerst in Sepia und Neutraltinte skizziert haben.) Wollen Sie diese Sachen nicht wirklich einer größeren Schar Ihrer Bewunderer zugänglich machen, oder sind die Schwierigkeiten zu groß? || Sicher würden Sie Vielenb eine sehr große Freude dadurch bereiten und viel Glück damit austeilen, eine recht große Geburtstagsfreude!

Im September erhielt ich auch ein Schreiben von Herrn Dozenten R. Schmehlik, Lichterfelde, worin er mich unter Bezugnahme auf Sie, hochverehrter Herr Geheimrat, fragte, ob ich für die nächstjährige Kölner Ausstellung etwas nach den Kunstformen der Natur arbeiten würde. Auf meine Zusage hin, schrieb er mir, daß er späterhin noch Näheres mit mir darüber besprechen würde. Herzlichen Dank Ihnen, lieber, guter Herr Geheimrat, für Ihre gütige Empfehlung. – Zu tun habe ich eigentlich noch nichts, ab und zu vereinzelt mal ein paar Gravuren für Bong. Dieser Winter läßt sich nicht arbeitsreich an, weil noch überall solcher Geldmangel herrscht.

Doch nun leben Sie herzlichst wohl, lieber, guter Herr Geheimrat, in der Hoffnung, daß es Ihnen recht gut geht, mit der innigen Bitte um eine kleine Zeile mit bester Empfehlung an Ihre hochverehrte Frau Gemahlin, bin ich mit herzlichstem Dank u. vielen Grüßen u. besten Wünschen, nebst einer Empfehlungc von meinem Mann stets u. immer

Ihre Sie so hochverehrende, Ihnen immer treu und innig dankbar ergebene

Ella von Cromptond

a eingef.: gewesen; b korr. aus: vielen; c weiter am Rand auf S. 4: mit bester … Empfehlung; d weiter am Rand auf S. 3: von meinem … von Crompton

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
08.11.1913
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4479
ID
4479