Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Wilhelm Breitenbach, Jena, 26. Januar 1910

Jena 26.1.10.

Lieber Herr Doktor!

Ihre Mitteilung, daß Ihre Zeitschrift „Neue Weltanschauung“ in den Verlag von Joh. Amb. Barth übergegangen ist, hat mich natürlich sehr interessirt. Ich hoffe und wünsche, daß diese angesehene Firma Ihr wichtiges Unternehmen, für das Ihnen alle Monisten dankbar sein müssen, in erfreulichster Weise fördern wird. Ich bedaure fortdauernd sehr, daß Ihre Verbindung mit dem Monistenbund (dessen Monatsschrift „Monismus“ leider oft die konsequente Haltung u. gründliche biologische Schulung vermissen läßt) – und ebenso die Mitwirkung von Dr. Heinrich Schmidt durch fremde Einflüsse (Hamburg?) aufgehoben worden ist. ||

Nicht minder bedaure ich aufrichtig, daß meine Finanzlage mir nicht erlaubt, Ihr Unternehmen direkt durch Geldmittel zu fördern. Die Kosten des Phyletischen Museums, welche die ursprünglichen Anschläge weit übersteigen, verschlingen die außerordentlichen Einnahmen, welche mir in den letzten 10 Jahren die Honorare meiner populären Werke gebracht hatten. Jetzt reichen die 6000 Mk meines Gehalts (das ich auch als Pension fortbeziehe) nur für die ordentlichen Ausgaben hin. Meine literarische Schaffenskraft scheint durch die schlimmen Erfahrungen der letzten Jahre (Krankheit, Kampf mit Brass – Dennert – Reinke etc. – und leider auch mit Plate! –) erschöpft!

Mit herzlichen Grüßen u. besten Wünschen

Ihr alter Ernst Haeckel.

 

Letter metadata

Verfasser
Datierung
26.01.1910
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
Archiv des Helmholtz-Gymnasiums Bielefeld
ID
41091