Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Konrad Deubler, Jena, 12. Juli 1879

Jena 12. Juli 79

Lieber Freund Deubler!

Im nächsten Monat hatte ich gehofft, Ihrer freundlichen Einladung folgen und eine oder zwei Wochen bei Ihnen zubringen zu können. Zu meiner aufrichtigen Betrübniß ist nun jetzt dieser schöne Reiseplan, auf dessen Ausführung ich mich schon lange gefreut hatte, leider wieder zu Wasser geworden. Ich bekam vor einigen Tagen einen Brief, wonach es durchaus nothwendig ist, daß ich gleich || im Beginne der Ferien (Anfang August) nach Edinburg reise, um dort längere Zeit an den großen Sammlungen der Challenger-Expedition zu arbeiten. Ich mache diese Reise im Auftrage und auf Kosten der englischen Regierung, und da ich einmal die Bearbeitung eines Theiles jener Sammlungen übernommen habe, weiß ich nicht, wie lange ich dort bleiben muß, und kann mich der Reise nicht entziehen. || Vielleicht ist es noch möglich, Ende September oder Anfang Oktober auf einige Tage zu Ihnen zu kommen. Aber so gerne ich es wünschte, fest versprechen kann ich es leider nicht. Jedenfalls komme ich sonst nächstes Jahr! Einstweilen sende ich Ihnen beifolgendes Bild zum Ersatze! – Es thut mir sehr leid, daß mein Wunsch wieder nicht erfüllt wird, zumal ich seit dem Besuche bei Ihnen nicht in den Alpen gewesen bin! || Hoffentlich geht es Ihnen gut, lieber Freund! Abgesehen von Überhäufung mit Arbeit, geht es mir gut. Meine Frau grüßt Sie mit mir herzlichst!

Ihr treu ergebener

Ernst Haeckel.

P.S. Haben Sie gelesen, wie unser „edler“ Freund, Prof. Karl Grün (ein litterarischer Lump I.Classe) mich jetzt in der „Allgemeinen Zeitung“ angreift und lächerlich macht, nachdem er mich früher verherrlicht hatte?

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
12.07.1879
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
Österreichische Nationalbibliothek Wien
Signatur
Cod. Ser. n. 55064 HAN MAG
ID
40226