Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 13. Februar 1856
B. 13/2 56
Mein lieber Ernst!
Diese Zeilen sollen Dir zu Deinem Geburtstag die herzinnigsten Wünsche Deiner alten Mutter bringen. Wie oft danke ich Gott, daß er Dich mir zum Sohn gegeben; und wie besonders erfreue ich mich immer an Deinem Geburtstag darüber. Möge Gott mein Gebet erhören, daß er Dir ferner auf Deinem Lebenswege mit seiner Kraft beistehe; und Dir immer der frische Lebensmuth bleibe, den Du im letzten Jahr gewonnen. ||
Beifolgendes Kistchen soll Dir unsere Geburtstagsgabe bringen; den Chal hat Hermine für Dich geschickt und gestrickt, er kommt hierbei, aber auch Briefe von Karl, Hermine und Tante Bertha. Sonst bekommst Du meistens nur Naschwerk, laß Dir es zum Geburtstag gut schmecken und sei vergnügt; feiern wollen wir den Geburtstag nachträglich, wenn Du hier bist und es Dir Spaß macht, könnten || wir ja eine kleine Tanzpartie arrangieren. Gertrude brachte mir die Spekulazi Figuren, und da Du sie gern ißt packe ich sie bei. –
Sonntag vor 8 Tagen ist unser armer Adolph wieder nach Hornheim abgereist, Teuscher brachte ihn hin; ich kann Dir gar nicht sagen wie sehr dies Geschick mich betrübt, besonders wenn ich denke, es müsse besser gehn, wenn Adolph sich nur zu einer orndlichen Thätigkeit entschliessen könnte.||
Sonnabend Abend hatten wir eine kleine Gesellschaft hier, es war recht nett.
Sobald Du weißt wann Du mit Deinem Freunde, der uns herzlich willkommen sein soll, hier einzutreffen gedenkst, schreibst Du es wohl, damit ich mich schon im Voraus freuen kann. Lachmann und Hein lassen Dich grüssen und wünschen Dir Glück zu Deinem Geburtstag. –
Mit herzlicher Liebe Deine
alte Mutter.