Ernst Haeckel an Harald Krabbe, Bordighera – Riviera ponente, 3. März 1904
Bordighera – Riviera ponente Park-Hotel, 3.3.1904
Lieber alter Freund Krabbe!
Für deinen lieben Brief und den Glückwunsch zum ominösen 70. Geburtstag sage ich dir meinen besonderen Dank. Um denselben in aller Stille zu verleben, habe ich diesen Winter (mein 86.tes Semester in Jena) Urlaub genommen und in Rapallo 4 Monate still gearbeitet (an meiner letzten biolog. Schrift). Ich erhielt dort am 16. Februar über 1100 Briefe, Telegramme, Postkarten u.s.w.
Am 27.2. bin ich mit meiner Frau hierher übergesiedelt, wo wir uns einen Monat erholen wollen. Mitte April denke ich in Jena zurück zu sein.
Im Ganzen kann ich mit meinen 70 Jahren noch zufrieden sein und gedenke meine Vorlesungen noch einstweilen fortzusetzen in Jena. Aber die Elasticität des Körpers, und insbesondere des Gehirns, lässt bedeutend nach.
Von dem Kampfgetümmel der „Welträtsel“ (– von denen jetzt 110 Tausend Exemplare verkauft sind –) habe ich mich ziemlich erholt.
Mit herzlichsten Grüssen
und besten Wünschen
Dein treuer alter
Ernst Haecke1.