Ernst Haeckel an Wilhelm Engelmann, Den Haag, 6. Oktober 1890
Haag 6. Octbr 1890
Lieber Freund und College!
Wie Sie wahrscheinlich schon durch Hubrecht erfahren haben werden, bin ich auf einer modernen Zoologischen Argonauten Fahrt nach Amsterdam begriffen, um mir dort im Tempel der „Natura artis magistra“ das goldenen Vliess in Gestalt der saecularen Swammerdamm-Medaille zu holen, am 15. October. ||
Natürlich möchte ich bei dieser seltenen Gelegenheit Sie und Ihre liebe Frau sehr gern begrüßen, und frage daher an:
I. Ob ich auf der Rückreise (wahrscheinlich am 16. oder 17. Octbr) ein paar Stunden bei Ihnen in Utrecht zubringen darf?;
II. Ob Sie nicht Lust haben, Beide mich hier zu besuchen, und etwa mit mir in Scheveningen ein maritimes „Dejeuner-Zoologique“ einzunehmen? ||
Das Herbstwetter ist hier noch wunderbar schön, und ich hatte heute in Scheveningen einen herrlichen Nachmittag.
– Ich wohne hier bei meinem Vetter Louis Mulder, einem sehr liebenswürdigen und talentvollen Manne, als Maler, Dichter und Geschichtsschreiber in Holland wohlbekannt. (Wohnung: Nassauplein 33, Haag).
In der Hoffnung eines baldigen frohen Wiedersehens – mit herzlichsten Grüßen
Ihr
treuer Ernst Haeckel