Richard Hertwig an Ernst Haeckel, Bonn, 13. Juli 1871
Bonn den 13ten Juli 1871.
Hochverehrter Herr Professor.
Die Arbeiten haben etwas länger auf sich warten lassen, als wir beabsichtigt hatten. Beide sind, wie Siea finden werden, in einzelnen Punkten vollkommen umgearbeitet, die Darstellung abgekürzt, dafür aber neue Beobachtungen eingereiht. Die Cynthia microcosmus, welche wir auf dem Triester Fischmarkt eingekauft hatten, haben wir beide in den für uns wichtigen Punkten umgehend untersucht und beide recht lohnende Resultate gehabt, Oskar durch die Blutgefäße, die im Mantel vorkommen, ich durch die Leber die hier den Magen umgiebt. Aber auch außerdem ist Manches geändert worden, Manches durch neue namentlich die am Meer gewonnenen Beobachtungen bekräftigt, Manches Zweifelhafte dagegen gestrichen. Ich glaube, daß beide || Arbeiten sich wesentlich gebessert haben.
Nach ein paar alten systematischen Werken, die einzigen brauchbarem die ich auf der Bibliothek auftreiben konnte, Fabricius Fauna Groenlandica und Müllers prodomus Zoologiae Danicae, habe ich die Cynthie, welche sie von dem Zoologen der Nordpolexpedition erhalten haben, als Cynthia echinata und die eine noch unbestimmte Phallusia unseres Fangs auf Lesina als Ph. octodentata bestimmt.
Die Abbildungen haben wir an Zahl und Größe reduzirt. Um sie nicht umzeichnen zu müssen, legen wir Tafeln bei, auf denen nur die Umrisse der einzelnen Figuren gegeben sind und die als Schemata der Anordnung und Größe für den Kupferstecher dienen mögen. Ich glaube, er wird sich nach den Zahlen vollkommen orientiren können. Aus Versehn habe ich leider dabei ein Tafel-Schema auf || die Rückseite eine Figurentafel gezeichnet. Ich hatte zum Abzeichnen keine Zeit mehr und sehe mich genöthigt es abzuschicken. Bei der Redaktion bitte ich Oscars Arbeit voransetzen, da ich an einer Stelle auf sie recurrire.
Da unsere Eltern uns die 80 rℓ vollkommen zur Disposition gestellt haben, wollen wir uns die Erfüllung unseres sehnlichsten Wunsches gönnen und uns Zeiß F anschaffen. Wir bitten Sie um die Freundlichkeit, es bei Zeiß zu bestellen, da derselbe Sie jedenfalls besser bedienen wird, als er es uns gegenüber thun würde. Wenn er 2 Exemplare vorräthig hat, kann er sie uns zur Auswahl zu senden.
August werde wir noch in Bonn bleiben und bei Prof. Schultze, der uns das freundliche Anerbieten gemacht hat, mikroskopiren. Bis dahin beschäftigen wir uns hier uns mit || dem Anfang einer gründlichen Repetition der thierischen Histologie.
Herzlich grüßt Sie und Ihre werthe Familie
Ihr treu ergebener
Richard Hertwig
Für den Kupferstecher hat jeder von uns einige Zeilen zur Orientirung der Arbeit beigelegt.
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