Krause, Ernst

Ernst Krause (Carus Sterne) an Ernst Haeckel, Berlin, 11. Juni 1877

Berlin N. O. Friedenstraße 10. I.

den 11.6.77.

Lieber Freund!

Mit herzlicher Freude entnehme ich Ihrem lieben Schreiben, daß Sie wieder wohlauf sind, u. danke Ihnen, daß Sie uns den langersehnten Bathybius sogleich vollendet haben. Ich habe darnach sofort die Disposition für Heft IV geändert, so daß die auch von unsern Lesern lange erwartete Richtigstellung des Thatbestandes ihnen so schnell als möglich zugänglich gemacht wird. Ebenso danke ich Ihnen von Herzen für Ihre freundliche Auskunft über die sogenannte Kallispongie u. habe ich schleunigst ein Cliché der Abbildung derselben aus der Nature bestellt, um es bei den Gasträaden-Referat mit zu verwenden. Meine || Unverschämtheit bezüglich des Ansinnens, daß Sie uns bei Herstellung von guten Holzschnitten unterstützen möchten, beruhte auf der Unterstellung, daß Sie stets direkt auf Holz zeichnen ließen, u. daß Ihr Zeichner ab u. zu vielleicht einige freie Stunden für uns übrig hätte. Es scheint dies aber nicht der Fall zu sein, da er, wie Sie uns schreiben, keine Holzplatten zur Auswahl hat. Ich habe nun zwar Herrn Alberts sofort mit Clichirung einiger grundirten Holzplatten zu 1, 3, 4 Quadratzoll u. einer größeren von der Gruppe der Entwicklungsstadien von Hylodes martinicensis beauftragt, möchte Sie aber dringend bitten, mir es zu sagen, wenn die Sache Ihnen irgend lästig ist, da ich dann die Holzstockzeichnungen selbstverständlich anderweitig beschaffe. Das Heft III ist also doch || richtig ohne Abänderung des Eozoon u. ohne Beifügung eines Verzeichnisses der zahlreichen u. zum Theil sehr bösen Druckfehler (zweimal Perigenesis statt Pangenesis, zweimal Wirbelthiere statt Säugethiere u. s. w.) in die Welt gegangen. Der Verleger entschuldigt sich, daß meine umgehenden Berichtigungena zu spät gekommen; das Heft sei gleich nach Fertigstellung mit der größten Eile versandt worden. Ich habe ihm aber soviel Vorwürfe darüber gemacht, daß er künftig wohl darauf halten wird, eine sorgfältigere Correktur durchzuführen.

Mein Gesundheitszustand, nach welchem Sie sich freundlichst erkundigen, ist immer der gleiche ungünstige. Zu Tuberkulose scheine ich keine Neigung zu haben, denn die müßte längst größere Fortschritte gemacht haben. Dagegen || laborire ich beständig an einer unstillbaren Reizbarkeit u. Entzündlichkeit des Lungengefäßsÿstems, von der immerwährend kleinere Blutpartikelchen in den Sekreten unliebe Kunde bringen. Im Winter war mein Befinden besser, als seit dem Frühjahr, u. so schwierig die Sache in geschäftlicher Beziehung auch für mich durchzuführen ist, beabsichtige ich doch im Juli auf 6–8 Wochen nach Davos zu gehen, zu dessen Alpenluftverhältnissen ich noch das meiste Zutrauen habe. Die alkalischen Brunnen, Ems wie Salzbrunn haben mir gar nichts genützt, u. ich muß einmal etwas anderes versuchen.

Mit vielen herzlichen Grüßen

Ihr

treulich ergebener

Ernst Krause

a korr. aus Berichtigung

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
11.06.1877
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 29429
ID
29429