Carl August Merkel an Ernst Haeckel, Halle, 22. Juli 1862
C. A. Merkel
Steinhauermeister
Halle
Halle den 22ten July 1862.
Sr. Hochwohlgeboren dem Dr. u. Professor extraord. Zoologie, wohlbestellter Director des Großherzoglich Sachsen Weimarischen Museums der Universität zu Jena, Mitgliede vieler gelehrter Gesellschaften Ritter pp
Meinem lieben guten Ernst Haeckel die herzlichen Glückwünsche zur Professur und besten Dank für seinen lieben Lese & Schreibebrief. Ich war ganz erstaunt, als ich am Mondtag von Nebra zurückkam und Deinen Brief fand, und war so fidel, daß ich sofort einen gewaltigen Luftsprung gemacht, der jedem Turner Ehre gemacht hätte.
Du wirst nun wohl Jena sobald nicht mehr verlassen, und kann ich mir Deine Freude denken, da es doch immer Dein Wunsch war, in Jena zu bleiben, zumal Du nun nicht mehr allein sein wirst, und bald mit Deiner kleinen Anna Freud und Leid theilen wirst.
Deine feierliche Einladung zum Polterabend am 16ten August nehme ich mit Freuden an (wenn mich nicht dringende Geschäfte abhalten) und kann ich vielleicht auch bis zum 18ten bleiben. Da Du schon am 10ten || zu reisen gedenkst, so bitte ich Dich lieber Ernst, wenn es Dir nur irgend möglich ist, am 8ten oder 9ten zu reisen und in Halle Deinen alten Jugend-Gespielen mit einem Besuche zu beglücken, ich würde mich unendlich freuen Dich bei mir zu sehen, und mit Dir fidel sein zu können, und bitte ich umsomehr, da es ja das letzte mal ist wo ich dich als Junggesell sehen kann. Meine Mutter läßt Dich ebenfalls bitten sie bei Deiner Durchreise in Merseburg zu besuchen, und läßt sie Dir, so wie meine Geschwister von Herzen glückwünschen. – Schreib mir wenn auch nur einige Zeilen wann Du kommst und sei freundlichst gegrüßt
von Deinem
C. August Merkel.