Rottenburg, Paul von

Paul Rottenburg an Ernst Haeckel, Franzensbad, 13. Mai 1912

Franzensbad, am 13 Mai 1912

Liebster Freund!

Meine Gedanken verweilen so viel bei Dir daß Du es schon entschuldigen mußt wenn die Feder überfließt davon das Herz voll ist. – Also: ich bin ein directer Nachkomme von || Einer von den fünf weisen Jungfrauen welche in der Bibel erwähnt sind (welche war nicht heraus zu finden) welche immer noch „Etwas Oel auf der Lampe hatten.“ Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst und sieh zu daß auch Er Oel auf der Lampe hat. – Dein Mavrodaphne Oel zeigte Ebbe. Ergo igitur ich heute Auftrag gegeben habe Deine Lampe frisch zu füllen. Gleichzeitig soll die neue Sendung eine Belohnung || sein dafür daß Du meine homöopathische Medizin artig viermal per Tag einnimmst und mir erlaubst Dir das Bad zu stiften mit einem Ständer an dem Du Dich halten kannst beim Ein- und Aussteigen. Ich kann ja so Wenig für Dich thun. Gönne mir das Wenige. Wie Viel Du für mich gethan hast ahnst Du nicht!

Sag mal ist es ganz bestimmt daß Du bei Eröffnung des Instituts nicht zugegen sein wirst!? Hamlet ohne den Prinzen? Merkwürdige Aufführung.

Wetter anhaltend schön.

Gruß von Haus – nein Hotel zu Haus

Ever Dein

Paul Rottenburg

Ich lese Escherichi Termiten und bekomme brennende Lust auf Ceylon nächsten Winter!

PR. –

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
13.05.1912
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 20150
ID
20150