Franz Eilhard Schulze an Ernst Haeckel, Berlin, 1. Juni 1892
Berlin. d. 1. Juni 92.
Lieber Kollege!
Der Herr Dr. Otto Maas, nach dem Sie sich erkundigen, hat seine zoologische Ausbildung hauptsächlich in Straßburg und hier in Berlin erhalten. Ich kenne ihn als einen kenntnisreichen, mit der Mikrotechnik wohl vertrauten und recht findigen Mann, welcher gewiß einen tüchtigen Forscher und guten Dozenten abgeben wird. Ob hervorragende Leistungen zu erwarten sind, kann ich nicht versprechen, aber auch nicht negieren. || Seine allgemeine Bildung scheint mir befriedigend. Sein Benehmen ist das eines gebildeten Menschen. Er ist Katholik; doch glaube ich, daß er semitischer Abkunft ist. Manche kleinen Charakterzüge und auch sein Äußeres deuten darauf hin.
Daß Sie schon unter die „alten Herren“ gehen und die Zoologie an den Nagel hängen wollen, kann und will ich nicht glauben. Sie wissen ja am Besten, wie viel zu thun ist, und wie dringend erforderlich fleißige Arbeiter mit klarem Kopfe und richtigem Ziele sind.
Darf ich hoffen, Sie in der Pfingstwoche bei der Versammlung der || Deutschen Zoolog. Gesellschaft begrüßen zu können? Es würde mir eine große Freude sein!
Mit einem herzlichen Gruße
Ihr Freund Franz Eilhard Schulze.