Zenker, Wilhelm

Wilhelm Zenker an Ernst Haeckel, Berlin, 19. Februar 1864

Berlin den 19 Februar 1864.

Mein lieber lieber Freund!

Welch schweres Mißgeschick drückt Sie und mit Ihm alle Ihre Freunde nieder! Erschüttert stehen wir und können den jähen Sturz nicht fassen aus Ihrem heiteren bisher so ungetrübten Glück in diesen Schmerz, der so tief greifen, so unauslöschlich sein muß. Wir Beide, meine Frau und ich, können immer u. immer wieder nur daran denken. Waren doch Sie u. Ihre Anna gleichsam unser Vorbild, wenigstens unsre Vorgänger auf dem Wege des Glückes. Wie oft hatten wir gehofft, unsern Verkehr einmal reger anknüpfen zu können, wo gleiches Streben u. herzliche Freundschaft uns so verbunden hatten, u. ebenso die beiden Frauen wie uns.

Wie schmerzlich ist nun der Riß in diese Hoffnung! Unsre Freundschaft kann sich nur bethätigen in der leisen Mitempfindung Ihres unersetzlichen Verlusts. O! könnte ich Ihnen helfen, die schwere Last zu tragen! || O könnte unsre Theilnahme an Ihrem Schmerze eine tröstende Kraft haben. Wenigstens erscheint mir jeder Trost vergeblich, der nicht ausa derb tiefsten Durchempfindung eines so tiefen Schmerzes herkommt.

Aber Ruhe wünsche ich Ihnen von Herzen und da ist es ein Glück für den Mann, wenn ihm Pflichten zu erfüllen obliegen; denn an ihnen richtet sich die Natur des Mannes wieder empor!

Lieber Freund! Wenn auch Ihr Schicksal ein tief trauriges ist, seien Sie ergeben und verzweifeln nicht. Ihre Freunde alle fühlen mit Ihnen und hoffen, daß auch Sie wieder Trost, Ergebung u. Ruhe finden werden.

Nehmen Sie die gleichen Empfindungen auch von meiner Frau, die Ihrer Anna so gut war. Und seien Sie Gott befohlen!

Ihr treuer Freund

Wilhelm Zenker.

a eingef.: aus; b korr. aus: die

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
19.02.1864
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 12853
ID
12853