Zalisz, Fritz J.

Joseph Fritz Zalicz an Ernst Haeckel, Leipzig, 14. September 1913

Leipzig, den 14. Sept. 1913.

Sehr geehrter Herr Professor!

Verzeihen Sie mir bitte wenn ich hiermit die Freschheit [!] besitze und Ihnen mit einem

Wunsch entgegentrete.

Ich bin jetzt augenblicklich mit einigen größeren Arbeiten, die mir besonders am Herzen liegen, beschäftigt; über deren Inhalt ich mich jedoch vorläufig Ihnen gegenüber in Schweigen hüllen muß.

Leider bin ich nun unfreiwillig zu einem längeren Aufenthalt gezwungen, da es mir an einigen Stellen an „Material“ mangelt. So erlaube ich mir hiermit die höfliche Bitte an Sie zu richten: Sollten Sie einige Bücher für die Zeit von 2–3 Wochen entbehren können, die mir im besonderen Aufschluß vom „mesozoischen bis zum anthropozoischen Zeitalter“ geben könnten, so wäre ich Ihnen von Herzen dankbar.

Sollten Sie (ich bin mir meiner Dreistigkeit vollkommen bewußt und fühle mich veranlasst nochmals um Entschuldigung zu bitten) in dem Besitze von Darstellungen „von dem Beginn des „biogenetischen Prozesses“ || oder „Darstellungen unseres Planeten vor der Entwicklung des organischen Lebens, sein, so wäre ich Ihnen dafür ganz besonders zu Dank verpflichtet.

Diese Zeichnungen sind ja zwar nur ein Werk der Phantasie aber es werden ihnen ja genügend wissenschaftliche Studien zu Grunde liegen und es wäre jetzt für mich augenblicklich zu zeitraubent [!] mich mit solchen eingehend zu beschäftigen. –

Sie hatten in Ihrem vorletzten Schreiben die Güte mir mitzuteilen, daß dem Schreiben

Ihre „Anthropogenie“ beiliege.

Hier scheint nun ein kleiner Irrtum eingelaufen zu sein, denn das Buch war Ihr sehr

interessanter Vortrag „das Menschenproblem und die Herrentiere von Linné“; für welchen ich

Ihnen noch nachträglich hiermit meinen wärmsten Dank ausspreche.

Da ich nun zufällig in einem Katalog entdeckte welch großen Bilderschatz gerade diese

„Anthropogenie“ besitzt (leider muß ich mich hier für schuldig bekennen sie noch nicht gelesen zu haben) so bitte ich Sie höflichst, es mir doch || für diese kurze Zeit zu leihen, falls Sie es entbehren können; denn mir diese Werke jetzt anzuschaffen, dazu bin ich leider nicht in der Lage und in Leipziger Bibliotheken und Lesehallen sind derartige Schriften fast nie oder höchst selten zu haben.

In der Hoffnung daß ich ihnen mit diesem Schreiben keine Unannehmlichkeiten bereitet habe (ich wußte mir in meiner Sorge, die betreffente [!] Arbeit nicht in der bestimmten Zeit fertig zu bekommen, keinen anderen Rat) verbleibe ich, mit den besten Wünschen für Ihr Wohlergehen

Ihr ergebener

J. Fritz Zalisz.

Leipzig, Marschnerstr. 4.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
14.09.1913
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 12581
ID
12581