Bericht von Prof. E. Haeckel | über Ankauf eines
Gorilla-Skelettes aus der Ritter-Stiftung.
Jena 27. Februar 1905.
Hochgeehrter Herr Curator!
Nach vielen vergeblichen, mehrere Jahre fortgesetzten Bemühungen ist es mir endlich gelungen, eine der empfindlichsten Lücken unseres Zoologischen Museums auszufüllen, und ein vorzügliches Skelet von dem größten lebenden Menschenaffen, Gorilla gina , zu erwerben. Der Mangel dieses wichtigen, in vieler Beziehung interessanten Lehr-Objectes war für unsere Säugethier-Sammlung um so schmerzlicher, als es mir geglückt war, von allen anderen Menschenaffen (Schimpanse , Orang, Gibbon ) – alle früher hier nicht vorhanden – auf meinen Reisen und durch zufällige Ankäufe wertvolle Vertreter zu erwerben. Der Preis, den die Naturalien-Handlung von J. F. G. Umlauff in Hamburg für das angebotene Gorilla-Skelet forderte, betrug ursprünglich 2000 M. Es ist mir jedoch nach längeren Verhandlungen gelungen, denselben auf 1500 M zu ermäßigen. || Dieser Preis erscheint nicht zu hoch, wenn man erwägt, daß Skelette von ausgewachsenen männlichen Gorilla immer noch selten sind, und daß das letzte derartige Skelet von derselben Hamburger Handlung nach Eng-||land für 20.000 M verkauft wurde. (Vergl. meine Anthropogenie, V. Aufl. 1903, S. 429, 430, 798, Fig. 420.). Das tadellose, von mir erworbene Skelet eines erwachsenen Gorilla-Mannes ist nur wenig kleiner als das letztere (Oberarm 43 Ctm, Unterarm 37 Ctm, Breite des Brustkastens 43 Ctm, beim Menschen 23 Ctm).
Da in der Kasse der Paul von Ritterschen Stiftung für phylogenetische Zoologie sich dieses Jahr noch ein ansehnlicher Vorrat (5175 Mk) befindet, beantrage ich, aus derselben 2000 Mk zu verwilligen, und zwar 1500 Mk für den Ankauf des montierten Skelettes, 500 Mk für einen passenden, besonders dafür zu bauenden Glasschrank nebst Zubehör und Transport.
Indem ich Sie, hochgeehrter Herr Curator, ersuche, diesen Antrag bei dem hohen Staatsministerium geneigtest zu befürworten, bleibe ich in vorzüglicher Hochachtung
Ihr ergebenster Professor Dr. Ernst Haeckel,
Director des Zoologischen Instituts.